Aus dem Jahr 1998

Hi Leute,
ein Text als Diskussiongrundlage zur Wahl des Welttreffenlandes.
Könnt ihr das auf eurer Homepage veröffentlichen. Die Adresse des 2CV-Club Karlsruhe lautet:
perso.wanadoo.fr/axel.jordan/

Gruß Axel Jordan

Neulich in Citronien...

Es begab sich auf dem Kontinent Paradoxia. Paradoxia bestand aus vielen autonomen Staaten. Einer davon trug den Namen Citronien. Wie die anderen Staaten auch, hatte Citronien einen König und einen Vizekönig. Wie es zu deren Ernennung kam, weiß in Citronien keiner mehr so genau.

Es war schon immer so, daß bei wichtigen Entscheidungen der König und der Vizekönig über das Schicksal des Volkes bestimmten. Wenn es ihnen danach war oder wenn Unmut im Volk entstand, fragten sie vor einer Entscheidung einige Bürger nach ihrer Meinung. Das war aber nicht unbedingt wichtig, denn ihre Unterredungen mit anderen Königen waren stets geheim.

Eines Tages wurde in Citronien Kritik daran laut, daß bei Entscheidungen, die das Land und den Kontinent betreffen, nur die Könige das Sagen haben. Warum, fragten sich die Leute, werden wir nicht gehört? Wer bestimmt eigentlich, wer unser König ist? Warum dürfen wir nicht mit den anderen Menschen des Kontinents gemeinsam entscheiden? Wofür brauchen wir eigentlich einen König?

Und sie erfanden einen Namen für ihre Ideen. Der Name war Demokratie.

So gingen die Bürger von Citronien zu ihrem König und taten ihren Unmut kund. "Ich kann Euch gut verstehen" sagte der König. "Gerne bin ich bereit, zurückzutreten und Euch wählen zu lassen. Nur eine Bedingung muß erfüllt sein: die anderen Völker des Kontinents Paradoxia müssen auch wählen wollen. Ich werde ihre Könige fragen."

Nach der nächsten geheimen Sitzung der Könige sprach der König von Citronien zu seinem Volk: "Gerne hätte ich Euch wählen lassen. Doch die Könige der anderen Länder sagen, daß ihr Volk nicht wählen will. Es muß also alles beim Alten bleiben."

Und so blieb alles beim Alten.

Aber keiner wußte, daß sich auch in anderen Ländern von Paradoxia Widerstand gegen die Monarchie regte. Auch dort wollten die Völker selber wählen und sagten das ihren Königen, die ihnen die Antwort gaben: "Gerne bin ich bereit, zurückzutreten und Euch wählen zu lassen. Nur eine Bedingung muß erfüllt sein: die anderen Völker des Kontinents Paradoxia müssen auch wählen wollen. Ich werde ihre Könige fragen."

Nach der nächsten geheimen Sitzung der Könige sprach jeder König zu seinem Volk: "Gerne hätte ich Euch wählen lassen. Doch die Könige der anderen Länder sagen, daß ihr Volk nicht wählen will. Es muß also alles beim Alten bleiben."

Und so blieb alles beim Alten...

Wer von Euch schon auf Weltententreffen war und aufmerksam beobachtet hat, wie die "Wahl" des übernächsten Austragungsortes durchgeführt wird, wird sicherlich bemerken, daß unsere Situation der der Bürger von "Citronien" gleicht. Die Abstimmung wird von jeweils zwei Vertretern pro Land vorgenommen, deren Legitimation zumindest im Fall von Deutschland unklar ist. Wie die Könige auf dem Kontinent Paradoxia, bestätigen sich die Ländervertreter ihr zweifelhaftes Wahlverfahren gegenseitig.

Auf dem Welttreffen in den Niederlanden haben wir den Eindruck gewonnen, daß die Aussage der Vertreter anderer Länder, daß ihre Entenfahrer nicht selbst wählen wollen, nicht der Wahrheit entspricht. Wir können uns vielmehr vorstellen, daß die Mehrheit der EntenfahrerInnen auf den Welttreffen einem Wahlverfahren zustimmen würde, das für jede/n TeilnehmerIn (bzw. jedes Fahrzeug) eine Stimme vorsieht.

Eine besonders von kleinen Ländern häufig genannte Befürchtung ist, daß Deutschland als das Land mit der größten Teilnehmerzahl auf Welttreffen die Entscheidung über den nächsten Austragungsort alleine fällen würde. Dem kann entgegengehalten werden, daß schon allein in unserem großen (mehrheitlich deutschen) Bekanntenkreis auf Welttreffen eine Vielzahl unterschiedlicher Wünsche bezüglich des Austragungslandes besteht. Wir gehen nicht davon aus, daß Deutschland oder ein anderes großes Land bei einer Änderung des Wahlmodus "alleinbestimmend" wird.

Wir persönlich fahren auf Welttreffen nicht als "Deutsche", sondern als EntenfahrerInnen und sind uns sicher, daß das bei der Mehrzahl unserer Landsleute auch so ist. Alles redet von einem vereinten Europa - warum sollten gerade EntenfahrerInnen, die bereits seit vielen Jahren mit den Welttreffen "Europa" praktizieren, bei demokratischen Entscheidungsprozessen in Kleinstaaterei und Nationalismus zurückfallen?

Wir könnten uns ein demokratisches Wahlverfahren für künftige Welttreffen folgendermaßen vorstellen:

    Jedes Fahrzeug oder jede/r TeilnehmerIn erhält bei der Eincheckung auf dem Welttreffen einen Stimmzettel.

    Nach Vorstellung der Bewerberländer werden die Stimmzettel eingesammelt und ausgezählt (entgegen anderweitiger Aussagen ist dies selbst bei 3.500 Autos wie in den Niederlanden kein erheblicher Aufwand).

Wir fänden es toll, wenn Ihr Euch auch ein paar Gedanken zu dem Thema machen würdet und uns Eure Meinung schreibt oder uns anruft. Falls die Resonanz entsprechend groß ist, müßte überlegt werden, wie eine Veränderung praktisch durch- und umgesetzt werden könnte. Auch dazu bitten wir um Eure Vorschläge. Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, einen ähnlichen Brief wie diesen auch in 2CV-Zeitschriften anderer Länder zu veröffentlichen. Zur Mitarbeit aufgerufen wären also auch Sprachgenies, die übersetzen können.

Damit nicht alles beim Alten bleibt...

Es grüßen Herzlichst

Bille & Jens

Bille Eck Jens Rottacker
Teichgasse 8 Walther Rathenau Str. 6
35510 Butzbach

64297 Darmstadt
Tel.: 06033 / 73962 Tel.: 06151 / 597452

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E-Mail:
Axel.Jordan@wanadoo.fr


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